Thema Golf
Die „Golf-Orthopädin“
Die leidenschaftliche Golferin Astrid Frechen von der MediaPark Klinik in Köln gibt einen Einblick in sanfte Behandlungsmethoden.
12. September 2022
Astrid Frechen arbeitet seit 2014 als Ärztin in der Praxis für Komplementäre Orthopädie und Integrative Medizin der ATOS MediaPark Klinik. Ihr Tätigkeitsschwerpunkt umfasst neben dem gesamten Spektrum der konservativen Therapie von orthopädischen Erkrankungen und Verletzungen die Behandlung myofaszialer Schmerzen mittels Triggerpunkt-Therapie und die konservative Arthrofibrosetherapie.
Über Astrid Frechen
Astrid Frechen ist mit Handicap -9,2 in der Golfwelt unterwegs. Diese beachtliche Spielstärke hat sie in das golferisch-medizinische Fachwissen als Orthopädin eingebracht. Sie kennt sich mit den Wehwehchen der Golfer aus und ist als zertifizierter Golf MedicalDiagnostics Mitglied der European Association GolfPhysio-Therapy & GolfMedicalTherapy e.V. Aktuell praktiziert sie an der MediaPark Klinik in Köln.
Interview
Frau Frechen, zunächst einmal Hut ab vor Ihrem Handicap! Sie spielen auf sportlichem Niveau. Können Sie uns kurz schildern, wie Ihnen das im alltäglichen Umgang mit Patienten hilft?
Astrid Frechen: Der Praxisalltag mit Patienten gleicht in vielerlei Hinsicht einer Turnierrunde auf dem Golfplatz. Jeder Patient ist ein Individuum mit ganz unterschiedlichen Beschwerden und Bedürfnissen, sodass man als behandelnder Arzt immer wieder spezifische Behandlungsstrategien entwickeln muss. Die Herausforderung auf dem Golfplatz ist ähnlich: Jede Bahn ist anders, jeder Schlag aufs Neue anspruchsvoll und nicht selten muss man mit einer nicht erwarteten Situation zurechtkommen und eventuell improvisieren.
Sie haben als „komplementäre Orthopädin“ spannende Tätigkeitsfelder. Lassen Sie uns ein wenig über diese Behandlungsformen sprechen. Was ist bspw. die myofasziale Therapie?
Astrid Frechen: Das myofasziale Schmerzsyndrom beschreibt die schmerzhaften Verspannungen und punktuellen Verhärtungen in der Muskulatur. Diese sogenannten Triggerpunkte erzeugen einen lokalen oder auch ausstrahlenden Schmerz, wie man ihn z.B. häufig im Schulter-Nacken-Bereich oder in der unteren Rückenregion kennt. Die den Muskel umhüllende bindegewebige Haut, die Faszie, kann die Symptomatik bei muskulärer Dysbalance einer Körperregion verstärken, da sie als Verschiebeschicht zwischen den Muskeln ein wichtiges Element der Bewegungsorganisation ist.
Können die Faszien sichtbar gemacht werden, also bspw. in einem MRT? Und welche Methoden kommen bei einer Triggerpunktbehandlung zur Anwendung?
Astrid Frechen: In einem hochauflösenden MRT können grundsätzlich sehr gute Aufnahmen eines Körperteils gemacht werden. Bereits sehr kleine Muskelverletzungen sind hierdurch darstellbar. Die eigentlichen Probleme sind jedoch die Triggerpunkte und die sieht man, ebenso wie die Faszien, nicht. Wir stellen die Diagnose „myofasziales Schmerzsyndrom“ nach einem ausführlichen Anamnesegespräch und einer körperlichen Untersuchung. Die Triggerpunkte werden dann entweder mittels „Dry Needling“ mit einer sehr feinen Akupunkturnadel oder mit der Stoßwelle behandelt. Oft entspannt sich der betroffene Muskel bereits direkt nach der Behandlung.
Machen wir weiter mit der Arthrofibrosebehandlung. Um was genau handelt es sich dabei?
Astrid Frechen: Die Arthrofibrose ist eine postoperative Einsteifung z.B. des Kniegelenks nach einer großen Operation, wie der Implantation einer Prothese. Sie ist zum Glück sehr selten und beruht auf einer überschießenden Narbenbildung im Gelenkinnenraum. Dem liegt häufig eine Dysregulation des vegetativen Nervensystems zugrunde, die durch den Stress aufgrund von Schmerzen verstärkt wird. Eine sinnvolle präoperative Diagnostik kann hier die Messung der Herzratenvariabilität sein, da diese Auskunft über die individuelle Leistungsfähigkeit des vegetativen Nervensystems des Patienten hinsichtlich seines Regenerationsvermögens gibt.
Interessant. Sie beschäftigen sich darüber hinaus mit Mikronährstofftherapie. Das haben wir bereits in unserem Magazin thematisiert. Können Sie uns hier die Auswirkungen bestimmter Nährstoffe auf orthopädische Verletzungen erläutern?
Astrid Frechen: Grundsätzlich gilt, dass eine ausgewogene Ernährung die beste Prophylaxe für Verletzungen ist. Allerdings sind einige Nährstoffe in unserer Nahrung nicht ausreichend vorhanden und sollten supplementiert werden. Die Dosierung erfolgt individuell nach einer Untersuchung des Vollblutes. Man kann aber sicher sagen, dass Omega-3-Fettsäuren, Curcuma mit Boswellia, Polyphenole z.B. aus Schwarzkirschenextrakt und Vitamin D entzündungshemmend wirken, also z.B. helfen können, postoperativen oder arthritischen Schmerz zu reduzieren. Genauso weiß man, dass Enzyme wie Bromelain oder Papain aus Ananas oder Papaya abschwellend wirken und dementsprechend die Regenerationszeit nach Operationen oder Verletzungen verkürzen können. Zink und hochdosiertes Vitamin C schützen zudem vor zusätzlichen Infektionen.
Nehmen Sie selbst Mikronährstoffe ein? Wenn ja, welche?
Astrid Frechen: Ja, tatsächlich nehme ich regelmäßig ein Omega-3 -Fettsäure-Präparat, Vitamin D und ein Schwarzkirschenpräparat ein. Diese Substanzen kann ich mit der Nahrung nicht ausreichend aufnehmen bzw. die Produktion des Vitamins D über meine Haut wird durch Sonnencreme reduziert.
Sie bieten in Ihrer Kölner Praxis „Golfmedizin und ärztliche funktionelle Golfschwunganalyse bei orthopädischen Beschwerden“ an. Was genau verbirgt sich dahinter und wie läuft diese Analyse ab?
Astrid Frechen: Im Rahmen der Ausbildung zum Golf Medical Diagnostics and Therapeutics habe ich mich intensiv mit der Theorie des medizinisch und damit auch spielerisch optimalen Golfschwungs befasst. Die Auswirkungen von Fehlern in diesem Golfschwung mit den dazugehörigen körperlichen Beschwerden sind natürlich ebenfalls ein wichtiger Bestandteil dieser Ausbildung. Wir können in Zusammenarbeit mit dem Institut für funktionelle Diagnostik (IFD Cologne) eine markerbasierte, mehrdimensionale, individuelle Schwunganalyse durchführen und in der Beurteilung lege ich dann den Fokus auf mögliche Ursachen für das Beschwerdebild des Patienten. Natürlich schauen wir uns dabei alle Teile des Bewegungsapparates an und können anschließend vielleicht auch Tipps zur Prophylaxe zukünftiger Beschwerden geben.
Legen Sie diesen fachlichen Blick auf einer Golfrunde mit anderen Spielern ab oder denken Sie dann permanent „wenn das so weitergeht, wird es ein Patient für eine neue Hüfte“?
Astrid Frechen: (lacht) Mal mehr, mal weniger, aber grundsätzlich versuche ich, mich auf mein Spiel zu konzentrieren und die Runde zu genießen…
Eine Frage noch, die uns umtreibt: Bringen Schmerzmittel in Salben etwas oder nicht? Ein Physiotherapeut riet uns neulich, stattdessen lieber die Bibel auf die betroffene Stelle zu legen?!
Astrid Frechen: Schmerzmittel in Salben dringen nur bedingt tief in das Gewebe ein, aber häufig erzielt bereits die Einreibung und die damit verbundene Durchblutungssteigerung durch diese leichte Bindegewebsmassage einen wirksamen Effekt.
Wir danken für das informative Gespräch!