Thema Schulter
Die schmerzbedingte Schultersteife
PD Dr. med. Erhan Basad
31. Mai 2021
Schmerzen in der Schulter können durch Verletzungen oder durch Beeinträchtigungen der Beweglichkeit verursacht werden. Unbehandelt können Funktions-Störungen oder eine Schultersteife entstehen.
Symptome der Schultersteife
Schulterschmerzen können akut oder langsam zunehmend auftreten. Wenn die Beschwerden über mehrere Wochen anhalten, spricht man von chronischen Schulterschmerzen. In manchen Fällen kann es im Verlauf zu einer zunehmend schlechteren Beweglichkeit bis hin zur Schultersteife kommen. Die schmerzbedingte Schultersteife kann phasenweise auftreten, nach einigen Monaten wieder abklingen oder zu einer bleibenden Einschränkung führen.
Typische schulterbedingte Schmerzen sind vorne und seitlich im oberen Teil des Oberarms spürbar. Sekundär kann es zur Ausstrahlung zu Hals, Nacken oder nach unten zum Oberarm kommen. Die Schmerzen werden bei Überkopfbewegung, Heben des Armes nach oben gegen Widerstand oder beim Liegen auf der Schulter verspürt. Bei der Untersuchung lassen sich Schmerzen typischerweise beim Abspreizen des Oberarms in einem Bereich von 70° bis 130° (sog. schmerzhafter Bogen) provozieren. Manchmal verspüren Betroffene ein Reiben oder Schnappen im Gelenk. In chronischen Fällen beobachtet man eine eingeschränkte Schulterbeweglichkeit, die anfangs noch durch die Beweglichkeit des Schulterblattes ausgeglichen werden kann.
Ursachen einer Schultersteife
Überlastungen oder Fehlbelastungen können zur Entzündung der Strukturen (Schleimbeutel und Rotatorenmanschette) führen. Manchmal bestehen anatomische Besonderheiten am Knochen (Sporne), die zu einer Einengung führen. Auch das Arbeiten über Kopf oder Überkopf-Sportarten (Handball, Tennis etc.) können zu einer Verengung mit Einklemmung des Schleimbeutels und der Rotatorenmanschette führen. Wenn diese Einengung vorliegt, spricht man von einem Engpass oder Impingement Syndrom. Entzündungen und mechanische Kräfte können weitere Schäden an den Sehnen anrichten. Wenn sekundär durch die Entzündung Kalk in der Sehne eingelagert wird, spricht man von einer Kalkschulter. Die Rotatorenmanschette kann durch chronische Belastung ausdünnen oder gar abreißen. Wenn die Ursachen zu spät diagnostiziert oder nicht richtig behandelt werden, kommt es zu einer chronischen Ausprägung der Schmerzen. Differenziert werden muss außerdem zwischen Schmerzen im Subacromial-Raum und dem Schultereckgelenk. Da beide Regionen nahe beieinander liegen, kann ein entzündetes Schultereckgelenk ein Impingement vortäuschen.
Chronische Schmerzen führen unbehandelt zu einer Schonhaltung bzw. Bewegungsvermeidung. Bei chronischen Reizzuständen kann es zu Verklebungen der Gleitschichten und zu einer Kapselschrumpfung kommen. In diesen Fällen spricht man von einer Schultersteife. Die Erkrankung tritt häufiger nach dem 50. Lebensjahr auf (2-5% der Bevölkerung) und kann bei langen Verläufen schwerwiegende Probleme bei der Berufsausübung und im Haushalt verursachen. Patienten mit Diabetes sind häufiger betroffen, was darauf hinweist, dass Stoffwechselkrankheiten unseren Gelenken schaden können. Manchmal lässt sich aber auch keine organische Ursache für die Schultersteife finden (primäre Schultersteife) und es sind seelische Stress-Situationen mitverantwortlich. Wenn Ursachen und Auslöser für die Bewegungsverminderung der Schulter bekannt sind, spricht man von einer sekundären Schultersteife.
Oft beginnt eine Schultersteife schleichend, anfangs mit leichten Schmerzen, häufig im Schlaf. Anfangs wird die Bewegung nach hinten zum Rücken (z.B. Öffnen eines BH) immer schwieriger. Bereits in diesem Stadium sollte ein Schulterspezialist aufgesucht werden, damit Ursachen geklärt und frühzeitig mit einer Therapie begonnen werden kann. Wenn die Schulter so unbeweglich geworden ist, dass sie wie eingefroren ist, spricht man von einer „frozen shoulder“ (eingefrorene Schulter) oder von einer „adhäsiven Kapsulitis“ (verklebende Kapselentzündung).
Behandlung der Schultersteife
Die Behandlung schmerzhafter Schulter-Erkrankungen ist eine Spezialität von Ärzten der ATOS Klinik Heidelberg und der Reha in der ATOS Klinik Heidelberg. In den akuten entzündlichen Phasen wird mit entzündungshemmenden und schmerzlindernden Medikamenten (Cortison, Ibuprofen) behandelt. In sehr schmerzhaften Phasen kann auch ein niedrig dosiertes Cortison in Kombination mit einem Betäubungsmittel in den Schleimbeutel gespritzt werden. Physiotherapie und manuelle Therapie helfen bei der Wiederherstellung der Beweglichkeit (Dehnung) und zeigen, wie man Bewegungen richtig durchführt. Die Intensität einer Reha sollte auf den Patienten individuell abgestimmt werden. Neuere Studien zeigen, dass bei manchen Patienten Übungen an der Schmerzgrenze zu einer Verschlechterung führen können. Ein individuell betreutes Trainingsprogramm ist daher unbedingt empfehlenswert.
Die operative Therapie ist dann erfolgreich, wenn mechanische Probleme behoben werden können, etwa durch die Gelenkspiegelung (Arthroskopie) mit Entfernung des Knochen-Spornes und des Schleimbeutels. Verklebungen der Gelenk-Kapsel werden hierbei sehr schonend entfernt. Für den Erfolg nach einer Operation ist die physiotherapeutische Behandlung maßgeblich. Ein motorisierter Bewegungs-Stuhl, in dem die Schulter elektrisch mobilisiert wird, hilft nach der OP zusätzlich, die Schulter schonend, aber stetig zu bewegen.